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„Hier steht der Mensch im Mittelpunkt“

DRK-Landesverband Westfalen-Lippe feierte 75-jähriges Jubiläum. Ministerpräsident Wüst, Oberbürgermeister Lewe und
LWL-Direktor Lunemann zählten zu den Gratulanten.

Der Saal im Erbdrostenhof in Münster war am Abend des 3. November bis auf den letzten Platz gefüllt: Gäste aus Politik und Wirtschaft, befreundeten Hilfsorganisationen sowie DRK-Kreisverbänden und Ortsvereinen in Westfalen-Lippe waren der Einladung des Präsidenten des DRK-Landesverbandes Westfalen-Lippe, Dr. Fritz Baur, zur Feier des 75-jährigen Verbandsjubiläums gefolgt.

„Das Ehrenamt ist das Rückgrat des Roten Kreuzes“, so Präsident Dr. Baur, der bei seiner Begrüßung Einblicke in die 75-jährige Verbandsgeschichte bot. Die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer hätten über all die Jahre Außerordentliches geleistet: zum Beispiel nach der verheerenden Sturmflut im Februar 1962 in Hamburg, als 240 DRK-Helferinnen und Helfer aus Westfalen-Lippe in den Einsatz fuhren, oder beim „Münsterländer Schneechaos“ im November 2005, als 250.000 Menschen tagelang ohne Strom auskommen mussten. Über 1.500 DRK-Einsatzkräfte rückten damals aus und halfen unter anderem mit warmem Eintopf, Heißgetränken und Notstromaggregaten.

Die Festrede hielt der Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen Hendrik Wüst: „Kriege, Katastrophen, Krisen: Der Zusammenhalt einer Gesellschaft beweist sich nicht allein, aber doch vor allem in herausfordernden Zeiten. Nächstenliebe, Mitmenschlichkeit und Solidarität zeigen sich in diesen Tagen wieder an der Hilfsbereitschaft an vielen Stellen in unserem Land und weit über seine Grenzen hinaus. Das ist auch dem Deutschen Roten Kreuz zu verdanken. Hier steht der Mensch im Mittelpunkt, ob bei einem internationalen Hilfseinsatz oder bei der täglichen Arbeit vor Ort, während der Corona-Pandemie und der Hochwasserkatastrophe, genauso wie in der Wohlfahrtspflege, im Rettungswesen oder in der Jugendarbeit. Viele ehrenamtlich aktive Mitglieder und hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter setzen sich beim DRK-Landesverband Westfalen-Lippe für die Gesundheit, die Würde und das Wohlergehen der Menschen in der Region, in Nordrhein-Westfalen und in aller Welt ein. Für diesen Einsatz gebührt Ihnen unser Respekt und Dank“, sagte der Ministerpräsident.

Auch der Direktor des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL), Dr. Georg Lunemann, und der Oberbürgermeister der Stadt Münster, Markus Lewe, würdigten die Leistungen des Roten Kreuzes für das Gemeinwohl in Westfalen-Lippe. Dabei beschrieb Dr. Georg Lunemann einige  Gemeinsamkeiten von LWL und DRK, zum Beispiel die Zielrichtung: „Wir wollen das Gute für die Menschen.“ „Die Menschen vertrauen Ihnen, dem Ehrenamt, dem Hauptamt“ so Markus Lewe in Richtung der Rotkreuzlerinnen und Rotkreuzler im Saal.

Amtliche Gründung am 17. Januar 1948

Nach dem Ende des II. Weltkriegs am 8. Mai 1945 wurde das durch die Nationalsozialisten gleichgeschaltete DRK von den meisten Siegermächten zunächst verboten. Das Gebiet des heutigen Landesverbandes Westfalen-Lippe lag in der britischen Besatzungszone. Hier durften die vorhandenen DRK-Organisationseinheiten mit Duldung der britischen Besatzungsmacht weiterhin tätig sein. Am 17. Januar 1948 wurde der Neuanfang mit dem Eintrag „Deutsches Rotes Kreuz, Landesverband Westfalen“ in das Vereinsregister der Stadt Münster amtlich. Die Namenserweiterung in „Deutsches Rotes Kreuz, Landesverband Westfalen-Lippe“, die dem dazugehörigen lippischen Territorium gerecht wurde, fand gut fünf Jahre später auf Beschluss der Mitgliederversammlung am 30. Mai 1953 in Münster statt.

Wandlungen der Aufgaben in den vergangenen 75 Jahren

Die Aufgaben und Dienste des Roten Kreuzes in Westfalen-Lippe haben immer auch die jeweilige Zeit widergespiegelt. So führte die durch den II. Weltkrieg und die Nachkriegsverhältnisse bedingte soziale Verelendung vieler Menschen zu mehr Aktivitäten auf dem Gebiet der Wohlfahrtspflege: Fürsorge für Mütter und Säuglinge, Kriegsversehrte und Heimkehrer, der Betrieb sogenannter Volks- und Gemeinschaftsküchen sowie die Durchführung von Schul- und Kleinkinder-Speisungen.  Über all die Zeit haben etliche ehrenamtliche und viele hauptamtliche Kräfte des Roten Kreuzes in Westfalen-Lippe unzähligen Menschen geholfen, zum Beispiel nach der Flutkatastrophe 2021 (in NRW und im Ahrtal in Rheinland-Pfalz) oder in den Test- und Impfstellen während der Pandemie.

Das DRK in Westfalen-Lippe heute

Das Rote Kreuz in Westfalen-Lippe besteht aktuell aus 256 Ortsvereinen, 37 Kreisverbänden und dem Landesverband Westfalen-Lippe mit Sitz in Münster und hat insgesamt rund 200.000 Mitglieder, von denen rund 30.000 ehrenamtlich aktive Mitglieder sind. Die ehrenamtlich aktiven Mitglieder engagieren sich in den Rotkreuzgemeinschaften (hier zum Beispiel im Bevölkerungs- bzw. im Katastrophenschutz, in der Wasserwacht und in der Bergwacht), im Jugendrotkreuz, in der Wohlfahrts- und Sozialarbeit, in den Rettungshundeteams und im Suchdienst. Die Gesamtzahl der hauptamtlich Beschäftigten im DRK in Westfalen-Lippe beläuft sich auf rund 16.000. Zu den hauptamtlichen Tätigkeitsfeldern gehören unter anderem stationäre Altenpflegeeinrichtungen, Tagespflegeeinrichtungen, häusliche Pflegedienste, der Hausnotruf, der Rettungsdienst, Kindertageseinrichtungen, Integrationsagenturen und Ausbildungen in Erster Hilfe.