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„Gute Pflege – das ist eine der sozialen Fragen unserer Zeit“

Archivfoto: Frank Nesslage / DRK

Freie Wohlfahrtspflege fordert zum Tag der Pflege eine umfassende Pflegereform

Düsseldorf. Die Verbände der Freien Wohlfahrtspflege in Nordrhein-Westfalen fordern die Bundesregierung auf, endlich eine umfassende Pflegereform auf den Weg zu bringen, die die Situation für Pflegekräfte deutlich verbessert. „Wer gute Pflege will, der braucht qualifizierte, motivierte und gut bezahlte Mitarbeitende in den stationären Einrichtungen und ambulanten Diensten“, so Dr. Frank Johannes Hensel, Vorsitzender der Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege Nordrhein-Westfalen, am Mittwoch vor der Landespressekonferenz in Düsseldorf.

Die Corona-Pandemie habe gezeigt, wie sehr die Altenpflegeeinrichtungen personell am Limit sind. Allein in NRW fehlen mehr als 10.000 Pflegekräfte, hinzu kommen Ausfälle durch hohe körperliche und psychische Belastungen, aber auch durch Ansteckungen mit dem Coronavirus. „Die Pandemie hat aber auch gezeigt, dass die Pflegeeinrichtungen unverzichtbare Dienste für Pflegebedürftige und ihre Angehörigen leisten“, so Hensel. „Pflege bleibt dabei immer unmittelbar und nah am Menschen.“

Diese enorme Relevanz und Professionalität der Arbeit verdient nach Ansicht der Freien Wohlfahrtspflege längst eine bessere Bezahlung. „Die Tarife und Arbeitsbedingungen müssen sich flächendeckend an hohen Standards orientieren.“ Selbst bei erforderlicher Schichtarbeit müssten attraktive Arbeitszeiten möglich sein, so Hensel – und weiter: „Gute Pflege – das ist eine der sozialen Fragen unserer Zeit.“

Es sei alarmierend, wenn Umfragen ergeben, dass jede dritte Pflegekraft über einen Berufswechsel nachdenkt. „Wir können es uns nicht leisten, diese guten Kräfte zu verlieren. Wir müssen es uns vielmehr leisten, sie zu halten“, sagt Hensel und fordert mehr messbare Anerkennung für den Pflegeberuf. Gleichzeitig gelte es, der Erschöpfung der Beschäftigten in den Einrichtungen und Diensten entgegenzutreten. Hensel fordert familienfreundliche Arbeitsmöglichkeiten, gesicherte freie Zeiten, eine engere Begleitung der Pflegekräfte mit Supervision, Fortbildungen und Beratung.

Mit Blick auf die aktuelle Situation in den Seniorenzentren fordert Elke Hammer-Kunze, Vorsitzende des Arbeitsausschusses Pflege, Gesundheit und Alter der Freien Wohlfahrtspflege, den Seniorenzentren nun den Weg in die Normalität zu ebnen: „In den Einrichtungen ist das Infektionsgeschehen dank der Impfungen weitestgehend zurückgedrängt. Trotzdem werden die Seniorenzentren mit gesetzlichen Regelungen überzogen, die für die Gesamtbevölkerung gedacht sind, aber die Lebenswirklichkeit der alten Menschen nicht berücksichtigen.“

Die vielen Verordnungen würden, so Hammer-Kunze, vor allem für Unruhe und Verunsicherung sorgen. „Wir benötigen jetzt pragmatische Regelungen, die wieder ein normales Zusammenleben von Bewohnenden, Pflegenden und Angehörigen ermöglichen. Dazu gehört natürlich auch, dass wir all diejenigen Menschen vor Infektionen schützen, die in unseren Seniorenzentren leben oder arbeiten und die noch nicht geimpft sind.“

Weitere Informationen:

www.wir-fuer-sie-in-nrw.de (externer Link)

In der Arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege NRW haben sich 16 Spitzenverbände in sechs Verbandsgruppen zusammengeschlossen. Mit ihren Einrichtungen und Diensten bieten sie eine flächendeckende Infrastruktur der Unterstützung für alle, vor allem aber für benachteiligte und hilfebedürftige Menschen an. Allein in NRW betreiben die gemeinnützigen Wohlfahrtsverbände 1331 stationäre Pflegeeinrichtungen (insgesamt NRW: 2300), in denen über 100.000 pflegebedürftige Menschen leben. Dazu kommen 885 ambulante Pflegedienste.