·

Ein Jahr im Einsatz gegen das Corona-Virus

Präsident Dr. Fritz Baur

„Gewonnene Erkenntnisse zur Weiterentwicklung des gesundheitlichen Bevölkerungsschutzes in NRW nutzen“

Eine der Stärken des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) ist seine Präsenz: „Wir sind nahezu flächenendeckend mit engagierten Einsatzkräften vertreten, in kleinen Gemeinden wie in Großstädten.“ Über durchgeführte, aktuelle und bevorstehende unterstützende Aktionen des DRK in Westfalen-Lippe im Kampf gegen die Corona-Pandemie informierten Dr. Fritz Baur (Präsident des DRK-Landesverbands Westfalen-Lippe), Tanja Knopp (Landesrotkreuzleiterin), Prof. Dr. Joachim Gardemann (Leiter des Kompetenzzentrums Humanitäre Hilfe an der FH Münster, erfahrener DRK-Auslandshelfer und Mitglied in der Einsatzstaffel Westfalen des DRK-Landesverbandes Westfalen-Lippe) und Dr. Hasan Sürgit (Vorstandsvorsitzender des DRK-Landesverbands Westfalen-Lippe) am Donnerstag, 4. Februar 2020. Ob mit Einkaufsdiensten und Botengängen für Menschen in Quarantäne, dem Beistand über Sorgentelefone, Fahrdiensten zu Impfzentren und vielem mehr: „Das DRK in Westfalen-Lippe mit seinen 38 Kreisverbänden und 259 Ortsvereinen hilft seit Ausbruch der Pandemie auf vielfältige Art und Weise nach dem Maß der Not“, so Präsident Dr. Baur.  „Wir haben seitdem viele Erfahrungen gewonnen, die zur weiteren Verbesserung des gesundheitlichen Bevölkerungsschutzes in NRW genutzt werden sollten.“ Der geltende landesgesetzliche Rahmen bei der Bewältigung der Pandemie in Nordrhein-Westfalen habe sich grundsätzlich bewährt, bedürfe aber der Weiterentwicklung. „Wir benötigen die Erarbeitung eines Landeskatastrophenschutzkonzepts für NRW“, so Baurs Appell. Dieses müsse u.a. folgende Kriterien berücksichtigen: ein nachhaltig wirkendes Aufklärungsprogramm zur Stärkung der Resilienz und der Risikomündigkeit der Bevölkerung, die Förderung der Persönlichen Notfallvorsorge durch Aufnahme in die Lehrpläne der Schulen, die Sicherstellung der Freistellung ehrenamtlicher Kräfte durch Arbeitgeber unter Fortzahlung des Lohns und die Sicherstellung einer jederzeit ausreichenden Versorgung der Bevölkerung mit Blutspenden.   „Schnell verfügbare, flächendeckende Testkapazitäten sind ein wichtiges Mittel zur Bewältigung der Corona-Pandemie“, so Landesrotkreuzleiterin Tanja Knopp. Das hätten die Corona-Testungen im Zusammenhang mit dem Infektionsgeschehen bei Tönnies bewiesen. Der Corona-Ausbruch bei dem Fleischfabrikanten in Rheda-Wiedenbrück im Sommer 2020 galt damals als der größte innerhalb der EU. „Unter Leitung des DRK wurden in 14 Tagen über 42 000 Abstriche entnommen“, berichtete Knopp.  Sozusagen aus dem Stand konnte auch einer Bitte aus dem NRW-Gesundheitsministerium entsprochen werden: Um das Sicherheitsniveau für möglichst viele Besuche während der Feiertage zu erhöhen und die Pflegekräfte zu entlasten, haben ehrenamtliche DRK-Einsatzkräfte in der Zeit vom 21. Dezember 2020 bis zum 6. Januar 2021 in fast 3 400 Einsatzstunden über 16 000 Corona-Schnelltests in 200 stationären Einrichtungen in Westfalen-Lippe durchgeführt.  Seit dem 21. Januar unterstützt das DRK die Bundesregierung bei der Durchführung von Corona-Schnelltests in Pflegeeinrichtungen, indem es Bundeswehrangehörige und Freiwillige zu „Corona-Schnelltestern“ ausbildet. „Für Westfalen-Lippe steuert unser Institut für Bildung und Kommunikation in Münster in Kooperation mit den Landkreisen, Städten, Kommunen und den 38 DRK-Kreisverbänden die Durchführung dieser Schulungen“, sagte Landesverbandsvorstand Dr. Sürgit. Inzwischen wurden bereits 289 Personen geschult, davon 149 Angehörige der Bundeswehr aus den Kreisen Borken, Gütersloh, Höxter, Lippe, Siegen, Soest und Warendorf.  Auch für die Durchführung von Schnelltests in Kitas und Schulen steht das Rote Kreuz bereit. „Wir verfügen über die personellen und organisatorischen Kompetenzen, um effizient und wirksam an vielen Standorten Testungen, sowohl ortsgebunden als auch mobil, sicherzustellen“, so Sürgit. „Wir sind überzeugt, dass wir mit Hilfe unserer Ressourcen auch den sichereren Betrieb von Schulen und Kindertageseinrichtungen unterstützen können.“  Prof. Dr. Joachim Gardemann, Leiter des Kompetenzzentrums Humanitäre Hilfe an der FH Münster, lenkte den Blick auf ethische Fragen und internationale Probleme im Kontext der Corona-Pandemie: „Die Rotkreuz-Grundsätze der Menschlichkeit und der Unparteilichkeit verlangen von uns, allen Erkrankten und Infizierten mit der gleichen Fürsorge nur nach dem Maß der Not zu begegnen, ungeachtet, wie es zur Infektion gekommen ist. Ebenso muss unsere menschliche Solidarität besonders auch den Gruppen gelten, die weltweit nicht durch ein funktionierendes Gesundheitssystem und eine soziale Absicherung geschützt sind. Daher ist es unsere Aufgabe, uns für eine weltweit gerechte Verteilung von Schutzausrüstung und Impfstoffen einzusetzen.“ Der Mediziner Gardemann gehört seit vielen Jahren zum Team der DRK-Auslandshelfer; im Oktober 2014 leitete er mehrere Wochen eine Ebola-Station in Kenema in Sierra Leone. Foto Tobias ExnerPressemitteilung als pdf-Datei